Donnerstag, 1. März 2018

Saxophon

Laubrascheln

A quoi bon fréquenter Platon, quand un saxophone peut aussi bien nous faire entrevoir un autre monde? Die Frage richtet sich nicht an Platon selbst und wenn, dann würde er sie aus Gründen, die sich jeder leicht denken kann, nicht unmittelbar und geradheraus beantworten. Nehmen wir das Platon nicht vertraute Saxophon als pars pro toto der Musik und die Musik wiederum als Vertreterin der Kunst, die auch die Wortkunst umfaßt. Literarisch gestimmte Philosophen wie Nietzsche und philosophisch gestimmte Literaten wie Musil kommen sich im Gestrüpp der Texte recht nah, gleichwohl zieht Platon eine scharfe Grenze. Der Philosoph tritt aus der Höhle und sieht, in der anderen, wahren Welt, die Wahrheit im hellen Schein, in so hellem Schein, daß er die Augen schließt und allenfalls noch blinzeln kann. Aber auch das wenige, das er erkennen konnte, ist bei weitem zu viel, als daß er es den im Schattenreich der Höhle Zurückgebliebenen, unter ihnen die Schar der Künstler, begreiflich machen könnte. Auch für den Dichter unserer Tage ist, wie er bekundet, die Wahrheit hinter ins Innere unserer Köpfe gravierten Bildern verborgen in einem von keinem Menschen noch entdeckten Abseits. Eine, wie es scheint, geradezu platonische Vorstellung, und doch ist wahre Prosa näher beim augenfreundlichen Saxophon als bei der aufklärenden Philosophie. Die Wahrheit erscheint in der Prosa nicht als gleißendes Licht, dem, so die Hoffnung, unsere Augen irgendwann gewachsen sein werden, sondern wie das Laubrascheln eines kleinen Pelztieres am Wegrand, Jan Gabarek pianissimo.

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