Dienstag, 14. November 2017

Lachen der Engel

Gemütsaufruhr

L’être ideal? Un ange dévasté par l’humour: eine eigenwillige Idealvorstellung, unschwer zu erraten, wer sie formuliert hat. Wie soll man sich den vom Humor, vom Lachen verwüsteten Engel vorstellen, wie hat Cioran ihn sich vorgestellt. Ist der Engel selbst humorig gestimmt, oder verwüstet ihn das Lachen der anderen? Einem leibhaftigen vom Humor malträtierten Engel zu begegnen, kann man in der aufgeklärten Zeit nicht erwarten. In der traditionellen christlichen Malerei sind die Engel so gut wie immer akkurat, meistens kostbar gekleidet, die Gesichtszüge spiegeln eine mittlere Gemütslage, einen heiterer Ernst, weder das Gewand noch das Mienenspiel weisen Spuren der Verwüstung auf. Angesichts des ausgeglichenen Seelenhaushalts der Engel, ist es auffällig, wenn sich auf Giottos Bild der Beweinung Cherubine entdecken lassen, die, seit nahezu siebenhundert Jahren über unserem unendlichen Unglück schwebend, die Brauen im Schmerz so sehr zusammengezogen haben, daß man hätte meinen können, sie hätten die Augen verbunden, die weißen Flügel mit den wenigen hellgrünen Spuren der Veroneser Erde aber sind das weitaus Wunderbarste von allem, was wir uns jemals haben ausdenken können. Giottos Engel, Wesen exquisiter Schönheit mit von einem mitleidenden Schmerz verzerrten Gesichtern, Wesen, über die ein leichtes Lächeln des Dichters gleitet, läßt sich so auf unerwartete und versöhnliche Weise die Idealvorstellung einlösen? Die Ingredienzen ähneln sich, die Rezeptur aber ist eine andere.

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