Montag, 24. Juli 2017

Untröstlich Trauernde

Gebrochene Lanze

Sloterdijk erwähnt, Derrida habe hinsichtlich der Unterscheidung von Trauer und Melancholie eine Lanze für die Untröstlichkeit gebrochen. Während die Trauer darauf hinarbeite, zu guter Letzt über den Verlust hinwegzukommen, halte die Melancholie die Wahrheit am Leben, wonach jedes verlorene Menschenleben darauf Anspruch habe, als unbewältigbarer Verlust empfunden zu werden. In pragmatischer Hinsicht sei begreifbar und tröstlich, daß das Leben weitergeht, metaphysisch sei es ein Skandal. Nimmt man hinzu, daß Trauer gern mit der unsäglichen Vokabel der Aufarbeitung gekoppelt und gar zu der vollends unsäglichen Vokabel der Trauerarbeit verschmolzen wird, können wir dem Dichter für die beeindruckende Parade unbeeindruckt Untröstlicher in seinem Werk nur von ganzem Herzen dankbar sein.

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