Mittwoch, 7. Juni 2017

Disdain

Stumm und klug

Die Häuser der Altstadt draußen sind in einem bösen Zustand. Aus schwarzen Eingängen und Mauerlöchern schauen die mageren korsischen Katzen hervor, stumm und klug. Der Blick der Katze verunsichert uns zutiefst. What it is cats know about us that makes them disdain us so much, fragt sich Philip Marlowe, in der Obhut von Banville alias Benjamin Black. Nicht, was haben wir ihnen angetan, daß sie uns hassen müssen, ist die Frage, sondern welche verächtlichen Züge unseres Wesens haben sie entdeckt, davon gibt es nicht wenige und nichts läßt sich verstecken vor ihrem Blick. Altman hat wohl eine ähnliche Intuition gehabt wie Banville, als er The Long Goodbye abweichend vom Buch mit einer Katzenszene beginnen ließ. Marlowes Katze frißt nur Kattekit, im Supermarkt ist an diesem Abend aber nur Kittekat zu haben. Marlowe, genauer gesagt Elliott Gould füllt das Kittekat um in eine alte Kattekitdose, die er die Katze ausführlich studieren läßt, bevor er den Inhalt in den Freßnapf gibt. Die Katze straft ihn mit einem Blick of deep disdain und rührt das Fressen nicht an. Der Grund der Verachtung muß irgendwo in unserer modernen Lebensweise zu suchen sein. Im Blick der altägyptischen Katzengöttin ist Verachtung nicht zu entdecken, und auch die korsischen Katzen schauen wenn nicht freundlich, das ist der Katze fremd, so doch emotionslos in die Welt. Nicht einmal Verwunderung ist ihnen anzusehen über die großen ungefügen Wesen, die ohne Sinn und Verstand in ihrer Stadt herumirren.

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