Freitag, 22. Mai 2015

Spatzen

Frühlingsmönch

Es hieß, Le Strange, der immer schon einen zahmen Hahn auf seinem Zimmer gehalten hatte, sei nachmals ständig umschwärmt gewesen von allem möglichen Federvieh, von Perlhühnern, Fasanen, Tauben und Wachteln und den verschiedenen Garten- und Singvögeln, die teils am Boden um ihn herumliefen und teils in der Luft ihn umflogen. Wenn er später sich ähnlich dem heiligen Hieronymus in die Erde gräbt, so hat er hier offenbar Gestalt und Gehabe des heiligen Franziskus angenommen, fast schon eine Arche Noah der Vogelwelt an Land und im Garten wandelnd. Verständlich, daß nicht alle Arten beim Namen genannt werden können, unter den Garten- und Singvögeln hätte aber vielleicht doch der Spatz hervorgehoben werden sollen. Passer, deliciae meae puellae, für nicht wenige Lateinschüler ist Catulls Gedicht eine der wenigen angenehmen Erinnerungen aus dem Foltergerüst der Konjunktionen und Deklinationen. Leopold Staff nennt die Spatzen Frühlingsmönche im grauen Franziskanerkleid, Gefolgsleute des heiligen Franz vor allen anderen. Spatzen, so sagt man, hätten mit ihrem fröhlichen Tschilpen als erste das Ende der Passion und die Auferstehung des Herrn ausgerufen.

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