Mittwoch, 19. Februar 2014

Keltisches Feuer

Meibion Glyndŵr

Es wird berichtet, im Haushalt von Ronald Stuart Thomas habe es nur ein Elektrogerät gegeben, einen Staubsauger, und auch der sei nach kürzester Zeit bereits als zu laut empfunden und wieder entfernt worden. Den walisischen Dichter kann man sich gut in einer Reihe vorstellen mit den Zurückgezogenen, Weltflüchtigen, die Selysses auf seinen englischen Wanderungen aufsucht, Garrad, Hamburger, Farrar, Le Strange. Daß er seinen Wohnsitz naturgemäß nicht in Südostengland hatte, tut nichts zur Sache, den Dichter trägt es mühelos bis nach China, und nach Irland ohnehin, das, wenn nicht mit dem Flugzeug, in der Regel auf einer Fähre von Ynys Môn aus erreicht wird, Wales in dieser Hinsicht - detaillierte Landeskenntnisse werden dann in Austerlitz unter Beweis gestellt - eine bloße Zwischenstation. Thomas’ engster Verwandter ist ohnehin kein Engländer, sondern der Venezianer Malachi, der, von Beruf Astrophysiker, bevorzugt nachdenkt über die Auferstehung und zumal über den Satz, demzufolge unsere Gebeine und Leiber von den Engeln dereinst übertragen werden in das Gesichtsfeld Ezechiels. R.S. Thomas, von Beruf Prediger, schaut aus der entgegengesetzten Richtung auf die gleichen Fragen: I go to church to proclaim with my fellows: I believe in the Ressurection - of what? Here everything is electric and automatic. How shall we sing the Lord’s song in the land of the electron. Elektrizität als Hindernis für den Glauben, wiederum von der anderen Seite aus hatte Lenin korrespondierend angenommen, Elektrifizierung würde das große befreiende Säkularisierungswerk im Zeichen des Kommunismus erfolgreich abschließen. Die große Zeitenwende, der Austausch von Religion gegen Wissenschaft und Technik, ist das verborgene Zentrum auch in Sebalds Werk. Der geplante Austausch gestaltet sich für die Nachdenklichen offenbar schwieriger als der Ersatz eines alten Autos durch ein neues.

Mrs. Ashbury erzählt von den Brandschatzungen während des irischen Bürgerkriegs, insgesamt sollen mehr als zweihundert Herrenhäuser der Engländer niedergebrannt worden sein. Offenbar galt das Niederbrennen der Häuser das wirksamste Mittel zur Ausräucherung und Vertreibung der verhaßten englischen Staatsgewalt. Ihr Mann, so Mrs. Ashbury, habe sich zu den irischen Verhältnissen nie geäußert, obwohl er schreckliche Dinge mitangesehen haben muß, sie selbst habe gar nichts verstanden von den Geschehnissen. Der Dichter nimmt keinerlei Stellung in dem sichtbar werdenden Konflikt, ihm geht es allein um die Unschuldigen der Geschichte, die Ashburys und viele andere.
R.S. Thomas hat sich als Pazifisten gesehen, gleichzeitig aber die Söhne des einem breiteren Publikum aus Cowper Powys’ Roman bekannten Glendower, y Meibion Glyndŵr, die in den achtziger und neunziger Jahren ihrerseits mehr als zweihundert Ferienhäuser reicher Engländer in Wales abgebrannt haben, wenn nicht mit Tat - dafür war er schon zu alt – so doch mit Rat unterstützt. Den Umstand, daß es dabei nicht ohne Unfälle und Schäden an Leib und Leben abging, hat er mit der Bemerkung quittiert: what is one death against the death of the whole Welsh nation? Der Amtsbruder Emyr Elias hatte sich noch beschränkt auf die Drohung mit dem Höllenfeuer, an das man glauben kann oder auch nicht.

Selysses kennt sie, die reichen Londoner, die Arbeiter aus den Goldminen der City, die sich zur frühen Abendstunde an ihrem gewohnten Trinkplatz einfinden, alle einander ähnlich, in ihren nachtblauen Anzügen, gestreiften Hemdbrüsten und grellfarbenen Krawatten, und hatte versucht, die rätselhaften Gewohnheiten dieser in keinem Bestiarium beschriebenen Tierart zu begreifen, ihr enges Beieinanderstehen, ihr halb geselliges, halb aggressives Gehabe, das Freigeben der Gurgel beim Leeren der Gläser, das immer aufgeregter werdende Stimmengewirr, das plötzliche Davonstürzen des einen oder anderen. Am Wochenende erholen sie sich dann auf ihre Art an der walisischen Küste. Der aus Selysses’ Wandergebiet Norfolk stammende englische Reiseschriftsteller George Borrow hält 1854 in seinem Bericht über das Wilde Wales seinen arroganten und im Umgang plumpen Landsleuten immer wieder die von ihnen verachteten, dabei aber, wie er sie sieht, auf eine natürliche Weise kultivierten Cymry entgegen. Heute schauen wir auf den einzelnen Menschen und vermeiden derartige Urteile.
Das Wunder des aus Kohlenstoff entstandenen Lebens geht in Flammen auf, brucia continuamente. Das Feuer begegnet und in Sebalds Werk in jedweder Form, als stille, unsichtbare Verbrennung zur Erzeugung der Körperwärme, als Glimmen, Glosen, Entflammen, Lodern, als Brand des Kairoer Operhauses, der Stadt London, als die Feuerwalzen des Bombenkriegs, als das offenbar ersehnte Hervorbrechen des Erdfeuers aus den böhmischen und anderen Vulkanen.

Sebalds Einsiedler sind zivilisierte Zivilisationsflüchtige, den Einsiedler im Naturzustand kennt er nicht, Iago Prytherch his name, though, be allowed, just an ordinary man in the bald Welsh hills. There is something frightening in the vacancy of his mind. His clothes, sour with years of sweat and animal contact, shock the refined, but affected, sense with their stark naturalness. Yet he is your prototype.

Fy nghyfaill, efo'th lonydd braidd ar fryn a gwaun yn ymladd yn ddi-dor a'r ddaear ddidrugaredd, so ist, glaube ich, der Wortlaut.

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