Mittwoch, 15. Februar 2012

Kommentar Siderodromophobie

Wir treffen hier auf eine der aufregendsten weiblichen Mitreisenden des Selysses, und das obwohl die Fahrstrecke nur kurz ist, er die Elektrische gar nicht bestiegen hat und sie keine Wirklichkeit außerhalb seiner panischen Vorstellungen hat. In dieser Stadt ist er, wie wir aus zuverlässiger Quelle wissen, mit der Bahn angelangt, unversehens aber hat ihn eine auf Straßenbahnen gerichtete Siderodromophobie befallen. Eine phantasierte Fahrt soll uns mit aller Deutlichkeit vor Augen führen, in welche unverantwortliche und ausweglose Lage er durch das Besteigen einer Elektrischen geraten würde. Wie könnte er einen Anspruch erheben, sich an der Schlinge zu halten, sich von dem Wagen tragen zu lassen? Was uns, gekleidet in ein einen vermeintlichen Albtraum, die Vernünftigkeit der Phobie beweisen soll, verwandelt sich unter der Hand in einen Wunschtraum. Ein Mädchen tritt auf. Er sieht sie, zunächst offenbar einige Meter entfernt, sozusagen von oben bis unten, auch ihr Gesicht. Dann muß er sich ihr angenähert haben, steht hinter ihr und betrachtet gleichsam mikroskopische Einzelheiten, die Ohrmuschel und den Schatten an deren Wurzel. Als nächstes kommt es zu einer eigenartigen Verschiebung, die, die er offenbar bewundert, soll über sich selbst verwundert sein. Seine wachsende Verirrung wohl bemerkend, bricht Selysses den mißlungenen Versuch ab, seine Phobie als in durchaus rationalen Bahnen verlaufend darzustellen, und verweist stattdessen auf sein Wohlgefühl außerhalb der Bahn, in Kaffeehäusern etwa. Es ist nicht auszuschließen, daß er insgeheim mit der schönen Unbekannten sich dort sitzen sieht. 

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