Donnerstag, 9. Februar 2012

Kommentar Kur

Die Zypressen im Park deuten naturgemäß auf Italien hin, etwas unvermittelt wird an späterer Stelle dann aber Zürich in der Schweiz genannt, allerdings nicht in einer Weise, die Italien als Standort der Kur bündig ausschließen würde. Es ist eine Zeit tiefen Friedens im Park, die sich, obwohl bemessen, mit dem für einen Augenblick in der Luft anhaltenden Taubenpaar zu einer kleinen Ewigkeit dehnt. Der Park muß besondere Kostbarkeiten aufweisen, anders wäre die Pförtnerin in ihrem dunklen Gehäuse, die ja offenbar eine Wärterinnenfunktion ausübt, kaum erklärbar. Ob auch eine Einlaßgebühr bei ihr zu entrichten war, erfahren wir nicht, für einen Kurpark wäre das ungewöhnlich, aber immerhin denkbar bei Personen, die keinen Ausweis über die beglichene Kurgebühr vorweisen können. Die Erklärung für die Menschenleere im Park, die dann umständlich vorgebracht wird, ist ihrer Absicht nach wohl eher launig als realistisch. Von Selysses sind wir es überdies gewohnt, daß sich Räume und Gegenden, die er betritt, gern für ihn, und nur für ihn entvölkern. Wenn er selbst den Park ein zweites Mal nicht betritt, so wohl deswegen, weil sich ein metaphysischer Augenblick, wie er ihn erlebt hat, nicht wiederholen läßt. Nicht ganz durchsichtig ist die eigenartige Choreographie der Damen und Herren während der Grammophonvorführungen. Daß Selysses sich an den Unterhaltungen beteiligt, verwundert den vorgebrachten Erklärungen zum Trotz.

17.9.1911
Zur Kur

Keine Kommentare: