Sonntag, 17. Oktober 2010

Am Quai

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Am Abend, wenn die Dunkelheit über dem Meer heraufzog, spazierte er, ein einsamer Fremder wohl auf der Esplanade. Ich sehe ihn beispielsweise draußen auf dem Pier stehen, wo von einer Blechkapelle gerade die Tannhäuserouvertüre gespielt wird als Nachtmusik. Wer ist es? Wer geht unter den Bäumen am Quai? Wer ist ganz verloren? Wer kann nicht mehr gerettet werden? Über wessen Grab wächst der Rasen? Träume sind angekommen, flußabwärts sind sie gekommen, auf einer Leiter steigen sie die Quaimauer hinauf. Man bleibt stehn, unterhält sich mit ihnen, sie wissen mancherlei, nur woher sie kommen, wissen sie nicht. Es ist recht lau an diesem Herbstabend. Sie wenden sich dem Fluß zu und heben die Arme. Warum hebt ihr die Arme, statt uns in sie zu schließen? Und als er zwischen den anderen Zuhörern durch die über dem Wasser wehende Brise langsam nach Hause geht, da wundert er sich, mit welcher Leichtigkeit die ihm bisher vollkommen unvertraute Sprache dieses Landes zufliegt, und wie sie ihn zu erfüllen beginnt mit einer ganz neuen Zuversicht und Zielstrebigkeit.

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