Samstag, 5. September 2009

Sebaldos: Austerlitz

A la segona meitat dels anys seixanta, d’una banda per raons d’estudi i d’altra banda per altres motius que ni jo mateix no acabava d’entendre, vaig fer diversos viatges d’Angleterra a Bèlgica, a vegades per un o dos dies solament, a vegades per unes quantes semanes.

Nella seconda mèta degli anni Sessanta mi recavo di frequente, in parte per motivi di studio, in parte per altre ragioni a me stesso non ben chiare, dall’Ingliterra a Belgio, a volte solo per un giorno o due, a volte per parecchie settimane.


Περεκράτης
Nun haben wir uns zusammengefunden, liebe Freunde, um mit vereinten Kräften von dem Werk zu handeln, das gemeinhin als das bedeutendste des Σεβαλδος gilt, auch wenn nicht alle diese Auffassung teilen.

Χριστιανος
Am liebsten würde ich beginnen mit einem längeren Erzählung, die einsetzt mit: Gestern bin ich lange mit dem Austerlitzbuch in einem Καφετερία in einer benachbarten kleineren Πόλις gesessen. Ich war für zwölf Uhr zum Άρχίατρος bestellt gewesen, erhielt dort angekommen aber von den drei Hilfskräften, die sich in weißer, sogenannter Freizeitkleidung hinter dem Eingangstresen räkelten, die Mitteilung, man sei mit dem Zeitplan in Verzug, und ich könne mir deshalb die Zeit vertreiben, indem ich noch etwas in der Stadt herumginge. In der Καφετερία habe ich mir vorgestellt, bei dem grauhaarigen Mann am Nebentisch handele es sich um Jacques Austerlitz, und ich könnte einfach zu ihm hinüber gehen und ein Gespräch wieder aufnehmen, das wir vor Jahren einmal in Paris abgebrochen hatten.

Άρκτος
Dunkel erinnert ich mich aus der lang zurückliegenden Lektüre des Austerlitz an Gebäude, die man als Materialisierungen großer Systeme ansehen könnte, z.B. Bahnhöfe in Antwerpen und London, belgisches Fort, Konzentrationslager, Justizpalast in Brüssel, Londoner Hotel, neue Bibliothek in Paris. Gibt es beim Σεβαλδος dazu systemtheoretische Überlegungen und systempraktische Einstellungen mit mehr oder minder deutlich begründeten Vorlieben für anachronistische Zustände?

Περεκράτης
Mit den Bauten sprichst Du, Άρκτος, zweifellos ein bedeutendes Thema an, dem ich auch eine eigene Schrift gewidmet habe, in der ich ähnliche Gedanken vertrete. Und noch eins: So wie die heterogenen Gehalte der Schwindel.Gefühle vom Jäger Gracchus, der Ausgewanderten vom Schmetterlingsjäger Nabokow und der Ringe des Saturn vom Seidenwurm wie von einem Band zusammengehalten werden, so Austerlitz von den Bauten. Aber es ist weit mehr als ein Band nur, festes Mauerwerk vielmehr.

Χριστιανος
Ob man das Buch unter einem einzigen Gedanken zusammengefaßt denken kann? Es lädt ja dazu ein, indem es Anfang und Ende in Belgien miteinander verknüpft, viele wiederkehrende Motive enthält, wie etwa den Festungsbau und den abendlichen Blick auf in die Ferne rückende Städte, und natürlich über allem die Suche nach den Urgründen einer Existenz, deren frühe Spuren sich bei Jacques Austerlitz im Holocaust verlieren.

Περεκράτης
Bei den früheren Büchern des Σεβαλδος, von denen wir bereits gehandelt haben, wären wir wohl nicht auf die Idee gekommen, nach einem einzigen zusammenfassenden Gedanken zu suchen, zu heterogen erscheinen sie uns nach Gestalt und Gehalt. Das romanähnliche Äußere des Austerlitz und die von Dir, Χριστιανος, angeführten motivischen Rahmungen können eher dazu verlocken, und die meisten werden natürlich sagen, der Gedanke an den Holocaust ist es, der alles zusammenhält. Aber wenn wir denen folgen, streichen wir sehr viel fort.

Χριστιανος
Und ist diese Suche nach einem Namen, nach einer Mutter, einem Vater denn überhaupt auch nur das zentrale Thema des Buches? Ich meine, es ist es nicht, und auch der Holocaust, schrecklich wie er an vielen Stellen sichtbar wird, ist lediglich das Hintergrundbild für eine Geschichte, die von der allgemeinen Verlorenheit des Menschen handelt. Er ist verloren in den großen Städten und in ihrer Geschichte, wie sie da wie Kalkkristalle aus dem Boden wachsen und dann wieder in ihn zurückzusinken scheinen, wenn man sie in der Abenddämmerung von einem Aussichtspunkt aus betrachtet, verloren auch in dem langen Zug der Toten, die ja beim Σεβαλδος immer auf eine besondere Weise anwesend sind, gerade als ob sie noch unter uns wären und die ohnehin kaum überschaubare Zahl der Menschen noch so vergrößern, daß man sich selbst darin verliert.

Περεκράτης
Auch ich denke, der Holocaust ist für den Σεβαλδος der nicht überbietbare Gipfel des Übels der Welt, und doch, hätte es ihn nicht gegeben, die Menge des Übels wäre in seinen Augen nicht spürbar geringer.

Χριστιανος
Nichts hat Bestand, nichts ist für längere Zeit am richtigen Ort und kann sich an der Heimat der Identität, mit den Worten des großen Bloch, freuen. Wie soll man mit sich identisch sein, wenn einem nicht einmal der eigene Name gewiß ist? Allerdings führt auch der unruhige Strom der Veränderungen gelegentlich an Ruhepunkte, an schöne Orte, wo man träumen kann von einem perfekten Haus wie es etwa die Andromeda Lodge in Wales ist. Manchmal leuchtet Schönheit an Stellen auf, wo man sie nicht erwartet hat – etwa nach dem Aufreißen des Nebels in einem Niemandsland, durch das hindurch der junge Austerlitz seinen Ziehvater, den Methodistenprediger begleitet … von dort leuchtete nun, umgeben von schwarzen Schatten ringsum, eine kleine Ortschaft herauf, mit ein paar Obstgärten, Wiesen und Feldern, grün funkelnd gleich der Insel der Seligen ...


Περεκράτης
Es scheint mir immer, als habe sich Σελυσσες im Austerlitz in den Dante verwandelt, der sich von Austerlitz-Vergil durch die Welt, durch Hölle und Himmel führen läßt.

Χριστιανος
Die Welt des Σεβαλδος ist bei alle ihrem Verfall oder vielleicht gerade wegen ihres Verfalls ein wunderbarer Ort, um darin herumzureisen und sie zu beobachten. Nach jedem Buch des Σεβαλδος möchte man den Rucksack packen und sich zu Fuß oder per Bahn auf den Weg machen, um nach einem neuen Jacques Austerlitz zu suchen. Vielleicht wartet er ja bei MacDomhnall, dem wahrhaft und namensgerecht weltmächtigen König des Burgers, in Ludwigshafen, bereits darauf, einem das System einer versunkenen Wissenschaft zu erklären, von der nur er und eine Handvoll anderer Menschen auf der Welt noch Kenntnis haben. Es ist am Ende eine gute Welt, die uns gelegentlich einige ihrer tiefsten Geheimnisse erzählt – allerdings nur, wenn wir uns vor dem Anblick der schwarzen Schatten nicht fürchten.

Περεκράτης
Ich denke, ein Dichter von Rang, und zumal ein Epiker, der ja hinreichend Platz zur Verfügung hat, zeichnet sich in jedem Fall dadurch aus, daß er der Widersprüchlichkeit der Welt standhält. Und ja, wenn Σελυσσες ruft, greifen wir immer gern nach unserem Rucksack und folgen ihm unverzagt und freudig auf seinen Wanderungen durch die Welt, denn auch wenn er uns durch die Hölle führt, fühlen wir uns an der Hand seiner Sätze nicht weniger wohl bewahrt als Δάντης Αλιγκέρι an der Hand des Βιργίλιος, und für den Himmel hat er ganz unvergleichliche Worte. Ich denke, mehr als in einem Gedanken oder einem Motiv ist die Einheit des Werkes in der stilistisch erreichten unvergleichlichen Balance zwischen Himmel und Hölle zu sehen. Nicht alle rechnen dem Σεβαλδος das hoch an, aber denen wiederum mag ich nicht folgen. Χαίρετε ψίλοι!

Χριστιανος
Ich suche immer noch nach dem Grund, warum ich so viel menschliche Wärme in Austerlitz finde, und warum Sebald selbst so weit von den Untröstlichen entfernt ist, mit denen er so oft mgang hat. Dabei ist das Buch vordergründig ja nun tatsächlich ein von den dunklen Farben des Holocaust stark bestimmter Roman. Aber er hat andererseits auch tröstliche Stellen, dieses warme Abendlicht auf London und Paris etwa, und vieles mehr. Könnte es sein, daß Sebald uns gelegentlich in Wüsten führt, Staubwüsten vornehmlich, weil er an das alte Wort anknüpfen will, daß die großen Religionen aus der Wüste kommen? Vielleicht könnte man allgemeiner sagen, daß in den Wüsten die Gelegenheit zum Neubeginn liegt, oder zumindest zu einer Besinnung auf die eigenen Lebenskräfte. Jedenfalls ist es das Geheimnis, für das wir den Σεβαλδος lieben. - Χαίρετε!


Άρκτος
Χαίρετε! - Halt, Περεκράτης, auf ein Wort noch, was hat es auf sich mit diesem Bildwerk, das nun schon um wiederholten Male unsere Erörterungen ziert?

Περεκράτης
Ein uns bekannter bedeutender Bildner hat uns ohne von unserer Verwandlung zu wissen, wie ich annehme, intuitiv als edle Griechen wahrgenommen und gestaltet.

Άρκτος
Wenn das Antizipatorische u.a. ein Merkmal des Künstlers ist, was könnte es sein? Atlant im Ruhestand, petrifizierter Säulenheiliger oder... ?

Περεκράτης
Du weißt, Άρκτος, wie sehr ich dem Oύζο zugetan bin, er wird auch in einer als Säule gestalteten Flasche angeboten: Perefizierter Flaschengeist. Aber im Ernst: Gemeint ist natürlich die Versenkung in den griechischen Geist, den Geist des Πλάτων und des Σωκράτης, aus dem heraus allein der Σεβαλδος angemessen verstanden werden kann.

Άρκτος
Vielen Dank für die Erläuterung, Περεκράτης, und nochmals Χαίρε!

Περεκράτης
Χαίρε Άρκτος!


Lungo il fossato della fortezza di Breendonk finii di leggere il quindicesimo capitolo di Heshel’s Kingdom, e poi presi la via del ritorno verso Mechelen, dove arrivai al calar della sera.

Assegut a la vora del fossat de la fortelesa de Breendonk vaig acabar de llegir el capítol quinzè de Heschel’s Kingdom, i des prés vaig emprendre el camí de tornada a Mechelen, on vaig arribar quan commençava a fer-se fosc.

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